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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Schauspielhaus-Intendant Stemann: «Uns ist die Fähigkeit abhandengekommen, mit anderen Menschen mitzufühlen»

by Julia Stephan, Nicolas Stemann (22 Dec 2020)
Original source: Tagblatt

Kreativ und produktiv mit den Widerständen arbeiten, die die Corona-Krise für die Theaterschaffenden bedeutet, das ist das Markenzeichen von Nicolas Stemann, dem Co-Intendant des Schauspielhaus Zürich. Bereits im Frühjahr hat er mit Kolumnen für die Neue Zürcher Zeitung und den ›Corona-Passionsspielen‹ das Leben in der Pandemie kritisch und humorvoll zugleich begleitet. Im Home-Office hat er Songs für die Passionsspiele geschrieben, da ihm die Diskussion von Entwicklungen während der ausgesetzten Proben nicht mög lich war. Dennoch sieht er auch die negativen Seiten der Pandemie. Arbeitsabläufe müssen neu gedacht werden, Premieren verschoben, Besetzungen minimiert, Spielpläne neu geplant werden – das bedeutet natürlich auch eine große Belastung. Einerseits steigt damit für viele das Arbeitspensum, andererseits ist es gerade für Schauspieler*innen psychisch extrem belastend, wenn sie nicht auf ein Ziel hin Proben können. Dies ist mit ein Grund, warum das Schauspielhaus Zürich einmal in der Woche sehr erfolgreich eine Aufführung im Live-Streaming anbietet. 
Wichtig ist Stemann zu betonen, dass die Theater die Schließung der Häuser als wichtigen Beitrag zur Pandemie-Bekämpfung verstehen. Er sorgt sich nur darum, dass dieser durch zu wenige Einschränkungen in anderen Bereichen zu wenig Wirkung entfalten könnte. Im Hinblick auf die Sorgen und Probleme der Menschen während der Pandemie, hält er Kunst und Kultur für ausgesprochen wichtig, um gemeinsam in einem Diskussionsraum die offenen Fragen auszuhandeln und ein Ventil für Emotionen zu finden. Dass dieses im Moment nicht vorhanden ist, sondern stattdessen Emotionen wie Hass und Unverständnis in den sozialen Netzwerken ausgelebt werden, ist für ihn eines der großen Probleme der Theaterschließungen.

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Darstellende Kunst Interview

Sündenfall Bamberg: Kulturrat sorgt sich um Etatkürzungen der Kommunen

by Olaf Zimmermann (26 Oct 2020)
Original source: SWR 2

Die Finanzierung der Kultur ist eine freiwillige Aufgabe der Kommunen. Wenn die Mittel sehr knapp werden, gibt es oftmals für die Kämmerer nur die Lösung, die Mittel für Kultur und Sport zu kürzen. Diese Woche ist das Beispiel der Stadt Bamberg bekannt geworden: der Verwaltungskasse der Stadt fehlen 45 Millionen Euro, weshalb der Kulturetat drastisch gekürzt werden muss. Wenn die Kultur fehlt, dann zerstören wir aber das innere Leben einer Stadt. Die Kämmerer für diese Situation verantwortlich zu machen, löst das Problem nicht. Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates Olaf Zimmermann fordert, dass man gemeinsam Widerstand leistet, denn in dieser Notlage kann nur der Bund die Kommunen unterstützen–auch wenn das bislang rechtlich noch nicht möglich ist.
Grundsätzlich geht Zimmermann davon aus, dass die Leuchttürme im Kulturleben der Städte überleben werden. Die vielen kleineren, teilweise privat finanzierten und oftmals jenseits der großen Zentren angesiedelten Einrichtungen sind allerdings durch die Krise in Gefahr. Aktuell geht es nicht darum, bereits vor der Krise gefährdeten Einrichtungen zu subventionieren, sondern denjenigen über die Krise helfen, die sich in normalen Zeiten gut tragen. Dass diese Unterstützung notwendig ist, zweifelt aktuell niemand an. Die Beobachtung, dass das Publikum in den letzten Wochen nur zögerlich Kulturveranstaltungen besucht, sieht Zimmermann als vorübergehendes Problem an. Im Moment sind es vor allem die Einschränkungen der sozialen Kontakte, die die Menschen psychisch belasten. Er ist sich sicher, im kommenden Jahr wird die »Kultur wieder blühen«.

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Darstellende Kunst Gespräch

Kleine und mittlere Theater sind existenziell bedroht . Corona-Maßnahmen in NRW

by Marc Grandmontagne, Marietta Schwarz (15 Oct 2020)
Original source: Deutschlandfunk Kultur

Ein Erlass des Gesundheitsministeriums schränkt die Teilnehmerzahlen für Veranstaltungen in Nordrhein Westfahlen extrem ein. Mit sofortiger Wirkung sind nur noch 250 Teilnehmer oder maximal 20 Prozent Auslastung erlaubt. Die Häuser trifft dieser Erlass zu Beginn der Spielzeit hart, da nun die kompletten Veranstaltungen neu geplant werden müssen. Kleinere Häuser, wie das Kommödchen in Düsseldorf, haben bereits angekündigt, vorerst wieder zu schließen. Der Chef des Deutschen Bühnenvereins, Marc Grandmontagne, hält den Erlass für völlig verfehlt. Bislang ist keine Ansteckung in einem Theater bekannt. Alle Häuser haben ein gründlich ausgearbeitetes Hygienekonzept. Aufgrund der modernen Raumlufttechnik in den großen Häusern ist hier die Gefahr der Ansteckung minimal. Bisher wäre es unter diesen Umständen in NRW möglich gewesen, die Plätze zu 100 Prozent zu bestuhlen. Da das Publikum aktuell noch einen Sicherheitsabstand möchte, wurde in der Regel zu 50 Prozent bestuhlt. Einen objektiven Grund für den neuen Erlass gibt es nicht.
Vom Kulturministerium in NRW ist bislang keine Stellungnahme zum Erlass des Gesundheitsministeriums erhältlich. Grandmontagne fordert hier eine bessere Abstimmung der Akteure. Da das Kulturministerium gerade die kleineren Häuser fördert, geht er nicht davon aus, dass der Erlass im Vorhinein abgestimmt war.
Besonders bedenklich findet Grandmontagne das Signal, das von dem Erlass für die Kulturschaffenden selbst ausgeht. Müdigkeit und Erschöpfung ist in der Branche zu spüren. Langfristig den eigenen Beruf nicht normal ausführen zu können, bringt psychische Folgen mit sich. Trotzdem muss man bedenken, dass die Entwicklung der Pandemie an unserem eigenen Verhalten liegt. Hier war die Kulturbranche bislang sehr konsequent und verantwortlich, hat viele Erfahrungen gesammelt. Auf diesen Erfahrungsschatz sollte nun aufgebaut werden.  

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Darstellende Kunst Gespräch

»Kurz einknicken und dann wieder aufbäumen«

by Karin Beier, Hans-Jürgen Mende (29 Sep 2020)
Original source: NDR Kultur

Der November stellt die Psyche des Hamburgers grundsätzlich vor eine große Herausforderung. Wenn der Novemberblues auch noch mit einem Lockdown verbunden ist, wird es schwierig, den Optimismus zu behalten. Karin Beier, Intendantin des Schauspielhauses in Hamburg berichtet im Interview mit dem NDR davon, dass sie sich im Moment vor allem um das Seelenleben ihrer Mitarbeiter kümmern muss. In der kommenden Woche stand eine Premiere an, die Mitarbeiter*innen haben den Sommer über hoch motiviert an Aufführungen und Hygienekonzepten gearbeitet – mit der Entscheidung von Bund und Ländern alle Kultureinrichtungen im November zu schließen ist die Enttäuschung groß und die Luft erst einmal raus.
Angesprochen auf die Möglichkeit, Premieren und weitere Aufführungen zu streamen, reagiert die Intendantin zögerlich. Das Theater lebt von seinem Live-Charakter. Sie selbst schaut sich äußert ungern Aufzeichnungen an. Eine Möglichkeit, die aktuell am Haus diskutiert wird, ist die Live-Übertragung der Aufführungen. Allerdings bezweifelt Beier, dass die Internetverbindung das zulässt.
Die Folgen des Lockdowns für die Kulturszene sind aktuell noch nicht absehbar. Da sie ein staatlich subventioniertes Haus führt, weiß Beier, dass sie auf hohem Niveau jammert. Im Unterschied zu vielen Gastronomen oder privaten Theatern, die in ihrer Existenz bedroht sind, steht ihr Haus nicht vor der Insolvenz. Allerdings kann sie die freie Szene auch nur ideell unterstützen. Aufgrund der Folgen der Pandemie für die öffentlichen Kassen, geht sie davon aus, dass sich die Theater in den nächsten Jahren verändern werden.

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Darstellende Kunst Interview

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Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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